– Alltag in Karlsruhe –
Stell dir vor, es ist Sonntagnachmittag. Eine lange und ereignisreiche Woche neigt sich dem Ende. Noch einmal die gewohnte Runde durch den Schlossgarten, runter an die Alb und durch das kleine Stückchen Wald wieder zurück. Ein letzter Spaziergang durch das bunte Blättermeer des Herbstes, bevor du es dir auf deiner kuscheligen Couch gemütlich machst. Neben dir der braune Teddy aus Kindheitstagen. Selbst gehäkelte Socken von Omi und eine Tasse Pfefferminztee, den du dir aus deinem Lieblings-Teeladen in der Waldstraße gekauft hast, wärmen dich wieder etwas auf. Draußen tobt der Wind und erste Regentropfen platschen gegen dein Fenster im Wohnzimmer. Gewitterwolken ziehen auf. Auf der Kommode links neben dir drückst du die kleine orangene Tischlampe an. Ein Schnäppchen auf eBay im 70er Jahre Stil, welche dir nun etwas Licht spendet. Das Stückchen Apfelkuchen vom Café Palaver schließt nun auch das letzte Loch im Magen, bevor du auf deiner Fernbedienung die 1 drückst. Ein totes Mädchen in einer bayrischen Scheune. Vom Täter keine Spur. 90 Minuten später haben Batic & Laitmayr auch das letzte Rätsel für diese Woche gelöst. Du bist müde und lässt dich ins Bett fallen. Deine Gedanken schweifen in Richtung Montagmorgen, an den Schreibtisch, auf dem wieder die gewöhnliche Arbeit auf dich wartet. Alltag in deiner Heimatstadt Karlsruhe. Kurz bevor dir die Augen endgültig zufallen, stellst du dir den Wecker und fragst dich, welche beiden Ermittler wohl nächste Woche den Sonntagskrimi lösen werden.
Nun stell dir vor, es ist Sonntagmorgen. Du bist schon früh wach. Nach einer Tasse Tee putzt du dir noch einmal die Zähne, wirfst einen kurzen Blick in den Spiegel und streifst dir die Jacke über. Bei jedem Schritt den Flur entlang hallt es aus den leeren Räumen deiner Wohnung, bevor du die Haustür hinter dir zuziehst. Da du dein Auto bereits verkauft hast, hast du dir bei Stadtmobil eines geliehen, welches du nun mit Kisten und einem kleinen Tisch beladen hast. Noch ein kurzer Halt bei der Bäckerei am Gutenbergplatz und während du so in deine Brezel beißt, drückt dir bereits jemand einen 50€-Schein in die Hand und verschwindet im Gegenzug mit der Kommode, welche sonst immer links neben deiner Couch stand. Die letzten Sonnenstrahlen des Jahres verwandeln den Flohmarkt auf dem Stephanplatz heute in ein Menschenmeer aus Sammlern & Jägern. Die kleine orangene Tischlampe wird zu einem 10€-Schein und auch Omas selbst gehäkelte Socken werden für ein paar Münzen getauscht. Immer mehr Bräune und Struktur des Holzes der Oberseite deines Tisches kommen zum Vorschein, bis nur noch das rechte vordere Eck von etwas brummendem verdeckt wird. Hier sitzt er also. Dein letzter Besitz. Du schaust ihm noch einmal in die Augen und erinnerst dich an deinen fünften Geburtstag zurück. Ein letztes High-Five und der kleine braune Teddy aus Kindheitstagen verlässt dich nun auch und beginnt eine neue Reise in den Armen des kleinen Mädchens im Kinderwagen. Dir ist nun egal, wer heute Abend das Krimirätsel im Ersten löst und es ist dir auch kein Rätsel mehr, weshalb du montagmorgens immer wieder zurück an den dir unbeliebten Schreibtisch gekehrt bist. Morgen früh wird dir der Bildschirm vor dir die restliche Flugdauer plus Flughöhe anzeigen und deine Finger, mit denen du sonst immer stressig in die Tastatur gehauen hast, tippen dann entspannt zur Melodie der Freiheit gegen die Scheibe eines Flugzeugs. Du verlässt dein badisches Wohnzimmer und lässt den Alltag Alltag sein und wie die Bäume im Herbst, verwandelst auch du dich und verpasst deinem Leben ein neues Kleid.
Stell dir vor, du bist seit Monaten in fremden Ländern unterwegs. Ganz weit weg vom Alltag zu Hause. Die Sonne über dir ist dein ständiger Begleiter und zur Abkühlung hast du stets die Weiten der Weltmeere zu deiner Seite. Frei wie ein Vogel flatterst du durch die Welt und kannst dich nicht einmal mehr an das Klingeln deines Weckers erinnern. Die Natur ist nun dein Wecker. Mal kitzelt dich die Sonne, mal zwitschern ein paar Vögel, mal rauschen die Wellen. Du stehst auf und springst ins Meer. Und irgendwann, ganz plötzlich, verwandelt sich das zuvor noch mit Fischen, Korallen und anderen Meeresbewohnern gefüllte Nass in ein Meer voll Erinnerungen. Du läufst durch dir noch unbekannte Straßen in dir noch unbekannten Ländern und plötzlich erinnern dich die Treppen eines Hauses an den Treppenaufgang zu “deinem” Block im Wildparkstadion. Du läufst weiter und das gelbe Taximeer in Manhattan erinnert dich an das Gelb der Linie S11, welche dich sonst immer einmal quer durch die Stadt in Richtung Werderstraße gebracht hat. Du wanderst auf einem Weg durch die Natur und es erscheint dir, als wärst du schon einmal hier gewesen. Als würdest du gerade deine übliche Runde durch den Schlossgarten gehen. Alles sieht so aus wie das kleine Stückchen Hardtwald, welches du sonst meistens sonntags durchquert hast. Während du so weiter durch die große weite Welt spazierst, wird dir immer bewusster, wie schön es bei dir zu Hause eigentlich ist. Die kleinsten Dinge erinnern dich daran und zaubern dir ein Schmunzeln ins Gesicht. Dein ständiger Begleiter am Himmel über dir hat dich schon ganz vergessen lassen, dass zu Hause bereits Herbst ist. Du versuchst dich an den Geruch von Laub zu erinnern und stellst dir vor, wer wohl gerade alles so auf deinem Waldweg durch das Blättermeer des Herbstes spaziert, bis du dich plötzlich wieder auf einer Couch befindest, der Regen von draußen gegen deine Wohnzimmerscheibe platscht und Batic & Laitmayr den Sonntagskrimi lösen. Du bist müde und fällst ins Bett.
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Sollte / muss / darf man den letzten Satz der Autor_innen-Selbstdarstellung nach den NSU-Mord- und Terrortaten mit Paulchen-Panther-Style Propaganda-Bekenntnis noch verwenden? Ich zumindest kann das nur noch mit Ekelgefühl lesen…