Langsam ziehen die ersten Tablets in die Klassenräume deutscher Schulen ein, Vertretungspläne werden auf Bildschirmen angezeigt und Schüler sind auf Plattformen wie Youtube und Instagram zuhause. Die Digitalisierung dringt immer mehr in den Alltag von Schulen, Lehrern und Schülern ein. Mittlerweile nutzen Schüler und Lehrer aus 13 Bundesländern auch ein digitales Lernverzeichnis: Das Karlsruher Startup SchulLV hat deutschlandweit die erste Online-Plattform zur Prüfungsvorbereitung für Schüler aufgebaut, um den neuen, digitalen Ansprüchen gerecht zu werden.
“Mach dich schlau mit SchulLV!”
SchulLV steht für Schul-Lernverzeichnis und stellt Schülern online Prüfungsaufgaben und ein nach Themen strukturiertes Digitales Schulbuch zur Verfügung. Das Online-Portal bietet für insgesamt acht Fächer Prüfungsaufgaben, Skripte und Lernvideos an. Das Karlsruher Startup hat Original-Abschlussprüfungen der letzten 13 Jahre digitalisiert. In diesem Bestand sind Prüfungsaufgaben für 50 Schularten aus 13 Bundesländern abrufbar.
Die Schüler können das Portal entweder kostenfrei als „digitales Schulbuch“ verwenden, in dem sie Aufgaben, Spickzettel und Lernvideos einsehen können. Oder sie entscheiden sich für den kostenpflichtigen PLUS-Zugang, über den sie Original-Prüfungsaufgaben, ausführliche Lösungswege und individualisierte Lernlisten erhalten (ab 10 Euro pro Schuljahr). Mittlerweile wird der PLUS-Zugang von Schulen und Lehrern sogar jahrgangsweiseweise bestellt. Mit dabei sind zum Beispiel das Markgraf-Ludwig-Gymnasium in Baden-Baden oder das Heisenberg-Gymnasium Karlsruhe.
Die Anfänge
Ich treffe den Gründer Mathias Junker im SchulLV-Büro in der Karlsruher Innenstadt. Er selbst hat Mathe auf Lehramt studiert und seine gesamte Schul- und Studienzeit Nachhilfe gegeben. Die Idee, Prüfungsaufgaben für Schüler online verfügbar zu machen, kam ihm nach einem Mathe-Tutorat an der Uni. Mit Oliver Witt, einem Freund aus Kindertagen, gründete er 2008 MATHE-VZ. Der Lehramtsstudent und der Mechatroniker hatten damals zwar eine Vision, Businesskenntnisse fehlten ihnen aber komplett. Nach zwei Monaten hatte ihre Seite damals 3000 Aufrufe pro Tag – ein riesen Erfolg! Vor allem in der Vorabi-Zeit war die Nachfrage besonders hoch. Wenn sie die Seite aufgrund von Wartungsarbeiten für einen Tag offline nehmen mussten, erhielten sie binnen Sekunden verzweifelte E-Mails von Schülern. Für das junge Gründerteam der Beweis: Ihr Konzept ging auf.
Schnell knüpften sie die ersten wichtigen Kontakte zu Schulämtern, die das Potential der Plattform erkannten. Auch das CyberForum Karlsruhe zeigte großes Interesse und lud das junge Team zu einem Pitch in die Hoepfnervilla ein, bei dem sie vor 40 Investoren ihre Idee vorstellten – noch am selben Tag bekommen sie gleich mehrere Angebote! In ihrem improvisierten Büro im Keller des Elternhauses in Oberkirch, der Heimatstadt der Gründer, wurde 2008 die GmbH gegründet. Die Nachfrage stieg weiter, das Team vergrößerte sich und sie brauchten einen neuen Standort. Für den Gründer Mathias Junker war die Entscheidung für Karlsruhe ein Bauchgefühl. Der Ruf als Innovations- und Technologiestadt überzeugte ihn. Denn: In der SmarterCity finden junge, innovative Startups optimale Vorausetzungen, um ihre Unternehmen zu erweitern. Hier werden sie durch Forschungseinrichtungen und die Interaktion mit der Stadt unterstützt.
Grüne Pakete bringen digitalisiertes Wissen
Bald wurde auch das erste Büro in der Karlsruher Technologiefabrik zu klein und so entschied sich das stark gewachsene Unternehmen für ein zentrales Büro in der Karlsruher Innenstadt. Ihr Angebot wurde um sieben Fächer erweitert, der Name in SchulLV geändert und das Konzept um weitere didaktische Hilfen für Schüler ergänzt.
Das neue Büro in der Kaiserstraße ist komplett in der Farbe des Unternehmens gehalten: Wie die Zugangskarten und das Logo ist auch die Einrichtung grün. Ich spüre: Hier sind junge, engagierte Digital Natives am Werk, die dabei sind die Print-Inhalte des Schulmarktes zu revolutionieren.
Kurz vor Schulbeginn ist die Anfrage natürlich nochmal besonders hoch. Für einen guten Start in das neue Schuljahr sollen die Schüler bestens vorbereitet sein. Das bedeutet im Sinne von SchulLV, dass Lehrkräfte nicht mehr massenhaft Sammelbestellungen für einzelne Bücher machen müssen, sondern lediglich einen Zugangscode für alle Wissensbestände bei ihnen bestellen können. Im Karlsruher SchulLV-Büro stapeln sich die grünen Pakete und Umschläge mit den Code-Karten, die zum Abschicken bereit sind. Zum Zugangscode gibt es noch Traubenzucker und Stifte, damit im neuen Schuljahr wirklich nichts mehr schief gehen kann. Übrigens: Das SchulLV-Team versendet die grünen Päckchen nicht nur innerhalb der Fächerstadt. Vielmehr stattet es tausende Schüler in ganz Deutschland mit gebündeltem, digitalem Bildungsmaterial aus und bringt damit die Digitalisierung in deutsche Schulen.