Die Sonne lacht vom blauen Himmel. Der Tisch unter dem alten Kirschbaum ist bereits gedeckt. Der Kaffee dampft in den Tassen. Alle sitzen erwartungsfroh da, es fehlt nur noch der Kirschenplotzer. So oder so ähnlich sieht ein gelungener Sonntag in Baden aus. Und wenn ihr das mal kulinarisch erleben möchtet, dann kommt hier mein Rezept zum süßen badischen Sommer-Klassiker – denn bei waschechten Karlsruhern darf der natürlich nicht fehlen.
Was plotzt denn da?
Woher der Kirschenplotzer seinen Namen hat, ist nicht gänzlich geklärt. Aber im Süddeutschen steht „plotzen“ für „geräuschvoll vom Baum fallen“. Es ist also gut möglich, dass die Süßspeise in früheren Zeiten mit vom Boden aufgesammelten Kirschen gebacken wurde. Nach dem Backen sehen die dann ja sowieso nicht mehr so knackig und frisch aus … Mir gefällt eher die Vorstellung, dass der Kuchen seinen Namen bekommen hat, weil die Kirschen einfach in den Teig „plotzen“ und dabei ein so herrliches Durcheinander entsteht.
Badischer Kirschenplotzer
Im Netz gibt es viele Versionen des badischen Süßspeisen-Klassikers, der in anderen Regionen auch als Kirschenmichel oder -jockel bekannt ist. Mit Süßkirschen. Mit Sauerkirschen. Mit altbackenem Brot oder im Rührteig. Mit Kirschwasser und ohne. Ich habe das Rezept von einem Kollegen bekommen, in dessen Familie der Kirschenplotzer bereits seit Generationen gebacken wird, und es ein bisschen variiert. Die Zutatenliste ist überschaubar, und wenn ihr Kirschen im eigenen Garten habt, wird alles extra günstig. Wer auf einen der Karlsruher Wochenmärkte geht, zahlt ca. 3 Euro für das halbe Kilo Kirschen. Und auch die restlichen Zutaten belasten euer Budget nicht besonders, denn Milch, Eier und altbackene Brötchen habt ihr bestimmt im Haus. Schließlich ist das Original-Rezept eine leckere Art der Resteverwertung, die ihr an der einen oder anderen Stelle etwas aufpeppen könnt. Mein Vorschlag: Versucht es doch mal mit herzhaften Vollkornbrötchen anstelle von „normalen“ Semmeln.
Zutaten (für eine große Auflaufform)
- 4 Vollkornbrötchen (vom Vortag)
- 3 Bio-Eier
- 1 kg Kirschen (süß & sauer gemischt)
- 75 g Mandeln
- 250 ml Milch
- 100 g Butter (70 g für den Teig)
- 100 g Zucker
- 1 – 2 TL Zimt
- Semmelbrösel
So geht’s
Die Kirschen entsteinen. Die Vollkornbrötchen in Stücke rupfen oder schneiden und mit der Milch aufgießen. Dann die Eier trennen, das Eigelb mit Zucker, Zimt und Butter gründlich verrühren. Das Eiweiß aufschlagen. Brot und Milch mit der Butter-Zucker-Mischung verkneten, dann vorsichtig den Eischnee unterheben. Zum Schluss noch die Kirschen in die Masse „plotzen“ lassen. Eine Auflaufform buttern und mit Semmelbröseln bestreuen. Die Kirschenplotzer-Masse einfüllen. Drei bis vier Butterflocken oben drauf. Dann die Form in den noch kalten Ofen stellen. Auf 200 Grad einstellen und gut 50 Minuten backen. Herausholen, gut auskühlen lassen und z. B. mit geschlagener Sahne oder Vanilleeis servieren.
Übrigens: Ich habe viele Rezepte gelesen, in denen die Kirschen nicht entsteint werden. Wer sich die Mühe nicht machen möchte oder gerne mit den Kirschkernen um die Wette spuckt, der lässt sie also einfach drin!
Fotos: © Adina Koch